Website-Icon Herzgedanke

Interview mit Brigitte Janson

Ich bin lesesüchtig! Und ich lese alles, was ich in die Hände bekomme, Liebesschmöker, Thriller, Klassiker

Liebe Frau Janson, ist es nicht wahnsinnig schwer aus so vielen Ideen, Gedanken und Wünschen ein komplexes Ganzes zu zaubern, was dann auch Hand und Fuß haben muss?

Schreiben hat zu achtzig Prozent mit Handwerk und Technik zu tun. Das ist ein langer Lernprozess. Aber wenn du als Autorin dein Handwerk beherrscht, dann klappt es auch, ein Ganzes zu zaubern. Mit jedem Buch wird es etwas einfacher, und was anfangs eine unlösbare Aufgabe schien, wird dann nicht unbedingt Routine aber doch zumindest eine Herausforderung, die dich nicht mehr so erschreckt.
 
Sind die Charaktere vor Schreibbeginn schon „voll“ ausgereift oder entwickeln sie sich beim Schreiben auch mal in unerwartete/unerwünschte Richtungen?
Beides. Alle meine Figuren bekommen vor Schreibbeginn einen Lebenslauf und einige Konflikte verpasst, mit denen sie sich herumschlagen müssen. Jedoch dürfen sie sich auch noch während des Schreibens weiterentwickeln. Bestes Beispiels sind in „Die Tortenbäckerin“ die Kinder Oliver und Leni. Ihnen hatte ich ursprünglich keine sehr großen Rollen zugedacht, aber sie haben sich frech Gehör verschafft und haben im zweiten Teil ganz schön viele Seiten an sich gerissen.
Wird ihr historischer Roman „Die Tortenbäckerin“ auch in Italien veröffentlicht, wenn Sie dort leben?

Bestimmt nicht! Italiener sind leider kein großes Lesevolk. Sieht man schon an den Buchhandlungen. Winzig und muffig. Das ist übrigens die zweithäufigste Frage, die mir von Italienern gestellt wird. Die häufigste: Woher nimmst du deine Ideen?

Interessieren Sie sich auch privat fürs Kochen und Backen oder wie sind Sie auf die Idee gekommen ein Buch darüber zu schreiben?

Die Idee habe ich schon viele Jahre mit mir herumgetragen, seit meine Großmutter Martha Geilenberg mir ihr schweres Leben erzählt hat. Aber es hat sehr lange gedauert, die Idee in die Tat umzusetzen.

Dann gab meine Agentin Ilse Sibylle Dörner den Anstoß. Sie schenkte mir vor ein paar Jahren das „Hamburg Kochbuch“, das sie zusammen mit ihrem Vater Claus Silvester Dörner herausgegeben hat. Da ich zwar die italienische Küche liebe, mich aber manchmal nach deutscher Hausmannskost verzehre, habe ich mich nach und nach durch das Buch gekocht. Dabei entstand dann die Idee, einen Roman zu schreiben.

Wie fänden Sie es, wenn ihr historischer Roman verfilmt werden würde? Wie stehen Sie allgemein zu Buchverfilmungen?

Genial! Manche Verfilmungen sind toll, manche enttäuschend. 

Schreiben Sie im Moment an einem neuen Roman? Wird es vielleicht wieder ein historischer Roman?

Habe gerade angefangen, der Vertrag ist unterschrieben. Nein, es wird eine zeitgenössische Komödie, über die ich leider noch nicht mehr verraten darf. Aber wenn sich „Die Tortenbäckerin“ weiter so gut verkauft, steht im Herbst hoffentlich eine Fortsetzung an.

Als Journalistin kamen Sie bestimmt schon oft mit dem Thema „Schreiben“ in Kontakt. Was war aber letztendlich der Auslöser, mit dem Schreiben von Büchern zu beginnen?

Mit zwanzig habe ich als Volontärin angefangen, seitdem immer geschrieben. Als ich 1989 nach Italien ausgewandert bin, musste ich irgendwie Geld verdienen. Da fing ich an, Kurzromane zu schreiben und blieb viele Jahre dabei. Erst um das Jahr 2000 kamen langsam die Bücher hinzu. Da wollte ich einfach mehr schaffen und auch mal ein Buch zustande bringen.

Beabsichtigen Sie auch einmal einen historischen Roman über Lübeck zu schreiben?

Das wäre mal eine Idee! Ich bin in Lübeck geboren und war später oft zu Besuch in der wunderschönen Hansestadt.

Wie recherchieren Sie für Ihre Bücher?

Lange und umständlich, besonders für „Die Tortenbäckerin“. Meine Mutter und meine Schwestern in Hamburg sind für mich durch Altona gelaufen und haben in Antiquariaten gestöbert. Selbst war ich zweimal vor Ort. Dann gibt es zum Glück auch noch das Internet, und Bücher, Bücher, Bücher.

Wie lange hat es gedauert, bis Ihr erster Roman fertig war bzw. erschienen ist?

Oh je! An „Die Sterne über Florenz“ habe ich ca. zwei Jahre lang gearbeitet, immer mal zwischendurch. Erschienen ist er dann aber sehr schnell, 2003.

Sie schreiben auch unter dem Namen Brigitta D´Orazio. Hätte man diesen Namen nicht auch für „Die Tortenbäckerin“ wählen können oder wollten Sie etwas ganz Neues? 

Ich habe auch schon unter Letizia Conte und Brigitte Brunner veröffentlicht. Mein richtiger Name ist Brigitte Kanitz, wenigstens meinen Vornamen durfte ich meistens behalten;-) Die vielen Autorennamen sind wirklich mein Kreuz. Es ist ganz einfach: Ein Buch floppt, ein neuer Verlag sagt: Okay, bringen wir was von der Autorin, aber unter neuem Namen, weil ein Buchhändler nichts bestellt von einer Autorin, die schon mal so schlecht gelaufen ist. Es gibt aber Hoffnung: Janson sollte bleiben.

 Gibt es einen Ort, der Sie inspiriert?

Nein. Um gut zu arbeiten, brauche ich in erster Linie Ruhe und einen großen Pott Kaffee.  

Lesen Sie persönlich auch gerne und wenn ja,  welches Genre ist Ihnen am liebsten?

Ich bin lesesüchtig! Und ich lese alles, was ich in die Hände bekomme, Liebesschmöker, Thriller, Klassiker. Ich bin ein Fan der amerikanischen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts (Steinbeck, Hemingway, Fitzgerald). Was ich nicht so mag ist Fantasy, lieber Biografien, am liebsten über berühmte SchriftstellerInnen.

Drei Dinge, ohne die Sie verloren wären, Frau Janson?

1) Deutscher Filterkaffee. Ich schwöre! Gerade naht die Krise. Er ist fast alle, und ich muss unbedingt nach Rimini zu Ikea, da gibt es ihn.

2) Mein ganz von selbst funktionierender Mac. Beim geringsten Problem bin ich aufgeschmissen.

3) Die italienische Sonne, die leider im Winter auch nicht so oft scheint. 

Was sind die italienischen Marken?

Die Marken sind eine wunderschöne und touristisch noch nicht so überlaufene Region Italiens. Sie liegen an der Adria, südlich der Emilia-Romagna und tragen den Slogan: Italien in einer Region, da man hier vom Meer über Hügellandschaft bis zu hohen Bergen alles findet. Unbedingt eine Reise wert, schauen Sie mal hier: http://www.diemarken.com/

Wie viele Töchter haben Sie? Sind Sie nicht verheiratet?

Meine Töchter sind Zwillinge und sechzehn Jahre alt. Mein Mann Giancarlo starb, als sie neun Monate alt waren. Seitdem bin ich alleinerziehend. Die ersten Jahre waren natürlich nicht leicht, aber heute sind wir eine glückliche Familie.

Sie gehören der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautoren an und sind in diesem Jahr, wie 2010 schon, deren Vorsitzende. Sie und die anderen Jurymitglieder haben aus einer Vielzahl an Romanen eine Shortlist erstellt. Wie sah die Vorbereitung dazu aus? Haben Sie alle Romane gelesen?

Natürlich, wenn auch nicht immer bis zur letzten Seite. Manchmal stößt man z.B. auf so schwerwiegende Fehler (wenn z.B. der Hamburger Hafen an der Nordsee liegt), dass so ein Buch nicht preiswürdig ist.

Jedes der vier Jurymitglieder bildet sich seine eigene Meinung, dann darf jeder zwei Finalisten benennen. Aber auch dabei sprechen wir uns ab, wenn z.B. ein Titel von zwei Jury-Mitgliedern genannt wird, dann wird nachnominiert.

Ist es nicht schwer persönliche Favoriten, wie Romane von Autorenfreunden, auszublenden und dann wirklich objektiv zu bewerten? Wer entscheidet letzten Endes über den Siegertitel?

Das ist überhaupt nicht schwer! Wer nicht objektiv sein kann, hat in einer Jury nichts zu suchen. Anhand unserer diesjährigen Shortlist ist auch leicht zu erkennen, dass wir solche Probleme nicht haben. Nur eine einzige DeLiA ist unter den Finalisten. Der Siegertitel wird nicht entschieden, sondern errechnet. Fast wie in der Schule gibt es Noten für die Liebesgeschichte, den Stil, die Originalität usw. Die Summe der insgesamt fünf Kriterien wird dann zusammengezählt und durch fünf geteilt. Es gab schon Entscheidungen zwei Stellen hinter dem Komma!

Liebe Frau Janson, ich danke Ihnen herzlich für dieses Interview und wünsche Ihnen für eine Fortsetzung von „Die Tortenbäckerin“ alles Gute!
Die Bücher aus der Verlosung gehen in den nächsten Tagen an
 

 

Diana T. aus D.
Martina M. aus E.
Lena B. aus R.
Nadine B. aus K.

 Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten“

Die mobile Version verlassen