Interview mit Janne Mommsen

Ich schreibe einfach so, wie ich es gerne selber lesen würde und kann dann nur hoffen …

Ihr neuer Roman „Oma dreht auf“ beinhaltet das Thema Alzheimer. Haben Sie im Familienkreis persönliche Erfahrungen mit dieser Krankheit machen müssen?

Im Familienkreis nicht, aber bei einer Bekannten. Das Teuflische an der Krankheit ist u.a., dass sie anfangs nicht kontinuierlich verläuft. Das heißt, mal hast du die vertraute Freundin vor dir, die vollkommen selbständig ist, mal eine Fremde, die nicht mehr durchsteigt, das aber nicht einsehen will. Tragische Momente liegen dicht neben saukomischen. Der fortgeschrittene Verlauf ist allerdings in jedem Fall bitter. Ich habe größten Respekt vor allen Menschen, die sich – privat oder beruflich – bemühen, den Erkrankten bei der Pflege möglichst viel Würde zu lassen.

Nach „Ein Strandkorb für Oma“, „Oma ihr klein Häuschen“ und dem oben erwähnten Titel, liegt mir eine ganz besondere Frage auf dem Herzen: Was bedeutet für Sie persönlich das Wort „Oma“?

Oma ist für mich: Herzliche Umarmungen, zusammen Kichern, stete Großzügigkeit, arko-Pralinen, 4711 Kölnisch Wasser, Erzählungen vom Schlittschuhlaufen auf dem Rhein, Fasching in Vorpommern und Kohle klauen in der Nachkriegszeit, und Volksmusik in Heavy-Metal-Lautstärke.

Schreiben Sie Ihre Bücher auch am Meer oder haben Sie einen besonderen Platz an dem Sie sich die Inspirationen holen?

Es ist ein stetiges Wechselspiel: ich lasse das Meer und die Insel Föhr am Schreibtisch in meiner Phantasie entstehen. Dann fahre ich nach Föhr, überprüfe dort den Text und sammle neue Eindrücke, die zusätzlich mit einfließen.

In vielen Kurzbeschreibungen von Autoren lese ich, dass viele vorher völlig normalen Berufen nachgegangen sind, bevor sie mit dem Schreiben angefangen haben. Wie kommt man darauf, auf einmal ein Buch zu schreiben? Oder war dies schon immer ein Lebenswunsch von Ihnen. Es ist ja nun auch leider nicht so einfach, dass ein Buch von einem Verlag angenommen wird.

Tatsächlich bin ich von Beruf Musiker (Klavier, Gesang, Komposition), was mir auch sehr viel Spaß gemacht hat. Aber daneben war der Traum vom Schreiben immer da. Angefangen habe ich mit Kurzhörspielen, dann kamen Drehbücher. Auch der Film war erst nur ein Traum. Ich habe in dem Bereich nie eine Ausbildung gemacht, sondern die Filme einfach so konzipiert, wie ich sie gerne sehen würde. Die ersten Jahre kam ich nicht zum Zuge, weil alle meinten, ich hätte ja noch nie etwas gemacht. Ich bin trotzdem immer wieder gekommen. Irgendwann hat sich meine Hartnäckigkeit ausgezahlt und ich bekam meine erste Chance: inzwischen sind es an die 20 Filme und Serienfolgen geworden (und es werden noch mehr!). Aber beim Fernsehen reden unglaublich viele Leute mit in den Stoff hinein. Das erlebe ich bei Verlagen nicht. Die finden ein Projekt entweder gut und machen es, oder sie lassen es sein. Bei meinen Romanen bin ich Regisseur, Kameramann und Ausstatter, ich besetze alle Darsteller bis zur kleinsten Nebenfigur. Diese Freiheit genieße ich sehr! Und was die weitere Buchplanung und Verträge anbelangt, habe ich einen klugen Agenten, Dirk R. Meynecke, der mich sehr hervorragend berät.

Gibt es für die Hauptperson in den Büchern (die Oma) ein reales Vorbild?

Vorbild für Oma Imke war zum Teil meine ehemalige Vermieterin Thea Schipper in Oldenburg. Sie wohnte in einer alten Villa mit zwei Türmen und ist mit über 80 noch mit mir auf Studentenfeten gegangen. Thea hat mit 56 geheiratet und sich mit 58 scheiden lassen, in ihrer Wohnung brüteten Vögel und sie nahm mit Hilfe von Gläserrücken Kontakt zu Verstorbenen auf. Fast überflüssig sagen, dass wir eine Menge Spaß zusammen hatten. Sogar auf ihrem Sterbebett konnte sie dem Tod noch mit Humor begegnen. So weit möchte ich mal kommen!

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Ich habe schon als Kind gerne gelesen und Geschichten gehört. Ich bin in einem Mehrgenerationen-Haushalt aufgewachsen, in dem viel aus verschiedenen Epochen erzählt wurde. Und ich habe immer gerne geschrieben. Davon zu leben war ein riesengroßer Traum von mir, der aber vollkommen unmöglich erschien. Trotzdem, ich weiß selbst nicht warum, habe ich diese Idee ernsthaft und kontinuierlich verfolgt (meine Eltern waren hoch besorgt, wie man sich vorstellen kann). Ich schreibe einfach so, wie ich es gerne selber lesen würde und kann dann nur hoffen …

Wird es in absehbarer Zeit eine „OMA“ – Geschenkbox geben, mit allen Romanen der Serie?

Gute Idee, werde ich an den Verlag weiter geben! Im Augenblick sitze ich an der vierten Folge, Arbeitstitel: „Oma tanzt im Erdbeerparadies“. Das Buch wird im Mai 2013 erscheinen. Nur so viel sei verraten: im Mittelpunkt steht eine legendäre Musikkneipe auf Föhr, das „Erdbeerparadies“ (heißt wirklich so!), und es wird ein Wiedersehen mit Jade aus „Ein Strandkorb für Oma“ geben.

Mich würde interessieren, wie das Coverbild des Buches ausgesucht wurde, bzw. von wem es gezeichnet wurde und ob das Coverbild den Vorstellungen des Autors so entspricht, wie es sich der Autor vorgestellt hat?

Die Umschläge bekomme ich vom Verlag vorgelegt, der Illustrator der Föhr-Bücher heißt Niko Reitze de la Maza. Bei „Ein Strandkorb für Oma“ habe ich mir einen Strandkorb im Wasser gewünscht, wie im Buch, sonst kommen die Vorschläge vom Illustrator. Im Detail werden sie dann von Lektorat, Vertrieb und Autor diskutiert und im Detail verändert. Ich mag die Covergestaltung sehr!

Jeder Mensch hat ja einen Tick, eine Marotte. Welche ist Ihre?

Privat bin ich nicht besonders ordentlich (vgl. mein Schreibtischbild auf Ricardas Blog), aber ich bin extrem pünktlich! Allein bei Naturkatastrophen und U-Bahnausfällen kann es vorkommen, dass ich mich verspäte. Meistens kalkuliere ich aber selbst diese mit ein und gehe so früh los, dass ich es auf jeden Fall zur vereinbarten Zeit schaffe!

Was machen Sie eigentlich an Vatertag?

Da mache ich dieses Jahr etwas Besonderes: ich bereite auf Föhr eine Radtour mit Leserinnen und Lesern zu den Schauplätzen meiner Romane vor, die am nächsten Tag stattfindet. Ein NDR-Fernsehteam wird dabei sein, den Link zur Sendung gebe ich gerne weiter.

Was sind Ihre Lieblingsbücher?

Da kann und mag ich mich gar nicht festlegen, das hängt sehr von der jeweiligen Stimmung ab und wechselt häufig. Was immer geht: John Irving „Hotel New Hampshire”, Hans Fallada “Der Alpdruck“, Jack Kerouac “One the Road”.

Welche Frage hätten Sie in diesem Interview gerne beantwortet, wurde Ihnen aber nicht gestellt?

Wie wichtig ist das Ambiente ihres Arbeitszimmers für ihre Geschichten? – Antwort: Vollkommen unwichtig! Der Schreibtisch ist für mich nur lediglich für ein, zwei Sekunden der Abflugsort für die Phantasiereisen in meinem Kopf. Ich hätte jeden Text genauso gut mit dem Laptop auf einem Klodeckel schreiben können (ist bloß extrem unbequem, und auch sonst …).

Lieber Janne Mommsen, ich danke ganz herzlich – auch im Namen meiner Blogleser – für dieses ausführliche Interview und wünsche Ihnen heute einen zauberhaften Vatertag mit dem NDR!

Die Bücher aus der Verlosung gehen an

Rebecca R.
Marie Sch.
Maren E.

Herzlichen Glückwunsch!

Die Interviewfragen stammen u. a. aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten”

Copyright Autorenfoto privat / Copyright Buchcover „Oma dreht auf“ www.rowohlt.de / Coverfotos © Ricarda Ohligschläger)

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AUTHOR

2 Antworten zu „Interview mit Janne Mommsen“

  1. Avatar von Maren E.

    Vielen Dank dass ich dies schöne Buch gewinnen durfte und vor allem auch dass meine Frage beantwortet wurde! LG, Maren

  2. Avatar von Beatrix Petrikowski

    Gerade jetzt, wo der Sommer lockt, gehören am besten gleich alle drei Bände in den Koffer oder das Handgepäck.

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