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Interview mit Nancy Salchow

AF_Salchow_Nancy_02_privatLiebe Nancy Salchow, Sie schreiben auf Ihrer Homepage, dass „Kirschblütentage“ ein absolutes Herzensprojekt von Ihnen war. Können Sie dazu etwas mehr erzählen?

Herzensprojekt in erster Linie vor allem deshalb, weil es mein Knaur-Taschenbuchdebüt ist und ich lange davon geträumt habe, bei einem renommierten Verlag zu veröffentlichen – eben ganz speziell auch im Print. Knaur war schon lange mein Wunschverlag, da ich dort auch im eBook-Bereich begonnen habe – und ebendieser Wunsch hat sich nun erfüllt. Ich verarbeite in diesem Buch aber auch eigene persönliche Erlebnisse, die meine Familie und ich zwischen 2010 und 2012 durchgemacht haben. Diese Erlebnisse haben mich zu der Frage gebracht: Wie wichtig ist der Zusammenhalt in einer Familie? Und kann er unter Umständen für manche Menschen sogar über den Tod hinausgehen? Dieser Frage wollte ich hier auf den Grund gehen.

Wie kommt es, dass sie erst 2011 mit ihrem Talent grandiose Texte zu verfassen und Bücher zu schreiben an die Öffentlichkeit gegangen sind?

Grandiose Texte? Vielen Dank für das nette Kompliment. 🙂 Im Sommer 2010 erkrankte mein Zwillingsbruder an einem unheilbaren Hirntumor. Die Diagnose war damals ein Schock für mich und neben den Besuchen im Krankenhaus wurde es wichtiger als je zuvor, sich abzulenken. Den Traum vom Schreiben und Veröffentlichen gab es schon immer, aber mir hatte bis zu dem Zeitpunkt immer die Ausdauer gefehlt, Projekte zu Ende zu bringen. Die Suche nach Ablenkung brachte mich damals dazu, das Schreiben endlich intensiver zu verfolgen. Sozusagen war das Schreiben meine allerwichtigste Therapie und Ablenkung. Und ich bin bis heute sehr froh, dass ich diese Therapie habe, da sie mir natürlich auch sehr viel Freude bringt.

Wie war der Moment als der Verlag Ihnen vorgeschlagen hat, das Buch auch als Printausgabe herauszubringen?

Der Moment, als das Thema Print zum ersten Mal auf den Tisch kam, war einer, den ich nie vergessen werde. Es war auf der Frankfurter Buchmesse 2012, genau genommen am 11. Oktober. Ich unterhielt mich gerade mit meiner eBook-Lektorin Eliane, die mich plötzlich ganz nebenbei fragte, welches meiner eBooks wir denn für den Print einplanen wollen. Diese Frage stellte sie so beiläufig, dass ich noch heute darüber lachen muss. Ich war natürlich völlig aus dem Häuschen, zumal ich immer bei Knaur veröffentlichen wollte und eigentlich keine andere Option in Betracht ziehen wollte. Aber dieses Gespräch war erst der Anfang. Es folgten viele Konversationen mit dem Print-Lektorat und die Frage, welches Manuskript es letztendlich werden sollte. Die Entscheidung fiel schließlich auf ein bisher unveröffentliches Skript, eine Idee, die erst noch umgesetzt werden musste, damals noch mit dem Arbeitstitel „Emilias Spuren“. Dass das Buch sowohl vorab als eBook als auch wenig später als Taschenbuch erscheinen sollte, stand aber relativ schnell fest.

Das Cover zeigt eine wundervolle Küche, die ich mit einem Landhaus in Verbindung bringe. Wie sieht Ihre Traumküche aus? Kommt sie dem Coverbild nahe oder sind Sie ein ganz anderer „Küchentyp“?

Was für eine interessante Frage! Ich selbst liebe den Landhausstil ebenfalls sehr, besonders die heimelige Atmosphäre, die er ausstrahlt. Ich glaube schon, dass ich sehr gern in so einer Küche kochen würde – ob mir das Essen gelingt, ist natürlich eine andere Frage. 😉

Haben Sie aufgrund Ihrer eigenen Erfahrungen einen guten Tipp, wie man einem Burnout oder einer Depression am besten vorbeugen kann oder wie man damit umgeht, oder denken Sie, dass das individuell viel zu verschieden ist?

Ich kann natürlich nur von meinen eigenen Erfahrungen ausgehen. Davon ausgehend würde ich jedem Menschen raten, in erster Linie auf sich selbst zu achten. Das soll kein Rat zu grenzenlosem Egoismus sein, trotzdem halte ich das eigene Glück überaus wichtig, um überhaupt andere Menschen glücklich machen zu können. Wenn man sich zu sehr um andere sorgt und die eigenen Bedürfnisse ständig zurückstellt, kann das auf Dauer krankmachen. Auch die Frage, was andere denken könnten, ist eine, die wir ganz ganz ganz dringend verlernen sollten, und auch ich habe es noch nicht komplett geschafft. WENN ich es geschafft habe, bin ich meinem Ziel glaube ich einen großen Schritt näher. Wir machen uns einfach viel zu viele Gedanken darüber, was andere von uns erwarten oder was die „Norm“ ist, dabei gibt es einen ganz wichtigen Grund, warum wir sind, wie wir sind: eben WEIL wir nicht zwingend der Norm entsprechen. Warum sollten wir also tun, was ebendiese von uns verlangt?

Gibt es noch weitere besondere Buchprojekte, die Ihnen  auf den Nägeln brennen und möchten Sie dazu etwas verraten?

Ich habe derzeit einige Projekte auf dem Laptop, aber keines steht kurz vor der Vollendung, daher ist noch nicht sicher, welches wirklich demnächst folgt. So ein Schwebezustand zwischen Schreibkrise und Herbstblues, der hoffentlich nicht allzu lange anhalten wird. Ein anderes größeres Projekt ist derzeit noch nicht spruchreif, aber definitiv in der Planung. Das Erscheinen wird allerdings noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Das Ergebnis wird aber hoffentlich umso schöner sein. 🙂

Haben Sie schon mal daran gedacht Ihre „frühen Werke“ zu veröffentlichen?

Diesen Schritt habe ich kürzlich mit „Liebe schreibt sich mit L“ gewagt. Die Art, wie ich dort schreibe, hat nicht mehr allzu viel mit meinem heutigen Stil gemeinsam – dieser Meinung bin zumindest ich. Allerdings wollte ich meine Leser gerne auch an dieser Entwicklung teilhaben lassen, die eben auch eine sehr wichtige Stufe meines Werdegangs darstellt.

Sie haben Leseproben Ihrer Manuskripte bei NEOBOOKS veröffentlicht. Würden Sie diese Autorenplattform als Sprungbrett für Jungautoren weiterempfehlen und welche Ratschläge möchten Sie diesen mit auf den Weg geben?

Ich würde diesen Schritt jederzeit wieder gehen, da ich es als ganz tolle Möglichkeit betrachte, Leser zu finden und ihre Meinungen kennenzulernen. Mir hat diese Erfahrung sehr geholfen. Mein Rat an andere Jungautoren? Alles erhoffen, aber nichts erwarten. Das sagt so wenig und doch alles. Ich habe mir immer die höchsten Ziele gesetzt, gleichzeitig aber auch kaum gewagt, an einen Erfolg zu glauben.

Worin liegt für Sie der Unterschied zwischen dem Schreiben einer Geschichte und dem Schreiben eines Songtextes?

Die Botschaft in einem Songtext lässt sich meiner Meinung nach oftmals leichter greifen – auch wenn sich die Suche danach manchmal etwas verzwickt gestaltet, wenn man den Text nicht selbst geschrieben hat. Allerdings habe ich schon lange nicht mehr getextet und frage mich, ob ich es in absehbarer Zeit wieder tun werde. Die Arbeit an einem Buch verlangt mir einfach viel mehr ab, ist eben ein richtiges Projekt, wie ein langer bunter Film, während ein Text eher wie ein Trailer ist.

In welcher Weise beeinflussen sich die Arbeiten als Sängerin und Songtexterin und als Autorin und welcher Bereich ist der, auf den Sie auf keinen Fall verzichten möchten, wenn Sie es aus welchen Gründen auch immer einmal müssten?

Das Schreiben an Büchern hat einen zu hohen Stellenwert in meinem Leben eingenommen, als dass ich darauf verzichten wollen würde. Ich habe zwar schon Schreibkrisen durchgemacht, auch noch vor gar nicht allzu langer Zeit, allerdings hoffe ich sehr, dass es immer ein Teil meines Lebens sein wird. Der Einfluss meiner Songtexterei ist mittlerweile sehr gering geworden, während ich früher noch Passagen aus ebendiesen Texten in meine Bücher einfließen ließ. Vielleicht gehört das alles zur Entwicklung dazu, dass ich mich von dieser Art zu schreiben, löse.

Was ist für Sie als Mensch befriedigender? Ein abgeschlossenes Manuskript oder ein  Auftritt als Sängerin?

Definitiv ersteres, da mir in Punkt zwei auch die Erfahrungen fehlen. Die Schritte als Sängerin waren zu zaghaft, um sie mit meinen Veröffentlichungen zu vergleichen.

Liebe Nancy, was tun Sie um sich zu inspirieren?

Eigentlich einfach nur „leben“ – es klingt simpel, aber so ist es. 🙂 Das ganze Leben inspiriert mich, ich gehe so gut wie nie auf die Suche nach Ideen, irgendwie finden sie immer mich. Früher habe ich manchmal Fernsehzeitungen durchstöbert, um mich über Irrwege zu neuen Ideen inspirieren zu lassen, aber das habe ich schon länger nicht gemacht. Irgendwie hat sich seitdem alles immer von allein gefunden – und oftmals zu den ungünstigsten Zeitpunkten. 😉

Haben Sie am Anfang einer Geschichte bereits eine konkrete Idee, wie das Ende aussehen wird?

Manchmal schon, aber meistens lasse ich meine Titelhelden gern selbst entscheiden, was passiert und in welche Richtung sie sich bewegen. So schreibt es sich einfach am schönsten.

Wie gehen Sie mit Kritik aus dem Lektorat um?

Diese anzunehmen fällt mir erstaunlich leicht, weil ich gerade bei einem großen Verlag mit Erfahrung darauf vertraue, einen kompetenten Partner an meiner Seite zu haben. Vielleicht hatte ich bisher aber auch einfach nur großes Glück, da mir kein Vorschlag aus der Redaktion jemals ernsthafte Bauchschmerzen bereitet hat.

Liebe Nancy, vielen Dank für dieses sehr persönliche Interview!

Die Bücher aus der Verlosung gehen an
Heike Päfgen
Iris Herz
Claudia L.
Melanie Truhoel

Herzlichen Glückwunsch!

Die Interviewfragen stammen aus Einsendungen, im Rahmen der Aktion „Leser fragen – Autoren antworten”

Autorenfoto © privat

© Ricarda Ohligschläger

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