Interview mit Frauke Scheunemann

Frau Scheunemann, ich habe gesehen sie haben Jura studiert. Wie kommt man den von diesem eher nüchternen Stoff zum Schreiben von Romanen?

Jura hat auch sehr viel mit Sprache zu tun und dem Gefühl  dafür. Schließlich muss ein guter Anwalt zuallererst mit seinen Schriftsätzen überzeugen können und auch ein Urteil werden die Parteien eher akzeptieren, wenn sich der oder die Richterin verständlich ausdrückt. Also insofern: Jura ist nicht so fern, wie man vielleicht denkt. Aber noch dazu machte es mir immer mehr Spaß, mir Geschichten auszudenken als immer bei der Wahrheit zu bleiben.

 Wie schaffen Sie es überhaupt mit einer so großen Familie, 4 Kinder und Mann, noch zu schreiben?

Manchmal ist das schon stressig, ansonsten geht es mir wie allen anderen arbeitenden Müttern auch: ich schreibe, wenn die Kinder in Kita und Schule sind. Außerdem haben wir ein wirklich tolles Aupairmädchen. Und, last not least: Mein Mann ist ein sehr einsatzfreudiger Vater. Wenn es sein muss, übernimmt er die ganze Meute, damit ich Ruhe habe.  

Gibt es Autoren, die Sie als literarische Vorbilder bezeichnen würden? Was lesen Sie privat? Haben Sie einen Lieblingsbuch, wenn ja, welches?

Es gibt Autoren, die ich furchtbar gerne lese, auch wenn sie in einem ganz anderen Genre unterwegs sind. Da ist zum Beispiel Bernhard Schlink, von dem ich bisher alles gelesen habe, was mir unter die Finger gekommen ist. Und Agatha Christie ist für mich eine wahre Meisterin. 

Sie sind ja im Rheinland geboren. Haben Sie dort auch länger gelebt? Und ist es dann jetzt im Norden Deutschland nicht schwierig gewesen sich einzuleben?

Ich habe die ersten 19 Lebensjahre im Großraum Düsseldorf verbracht. Da unsere Mutter aber Lübeckerin ist, fanden unsere Urlaube häufig bei Oma und Opa an der Ostsee statt. Den Norden und die Mentalität seiner Menschen kannte ich also schon gut, bevor ich nach Hamburg zog.

Sie schreiben ja auch gemeinsam mit ihrer Schwester Bücher. Das stelle ich mir sehr schwierig vor. Gibt es da eine genaue Einteilung wer wofür zuständig ist, oder werden die Kapitel abwechselnd geschrieben? Ich kann mir das so gar nicht vorstellen. Gibt es manchmal auch Konflikte?

Am Anfang entwickeln wir gemeinsam die Geschichte und teilen sie nach Kapiteln auf. Die wiederum verteilen wir dann unter uns und schreiben gleichzeitig oder nacheinander. Wichtig ist, dass man sich immer wieder gegenseitig Korrektur liest und quasi lektoriert, so ist das Ganze dann aus einem Guss. Und: klar gibt´s auch Konflikte. Kreativ zusammenarbeiten ist manchmal die Hölle. Aber dafür ganz oft auch das Paradies.

Der Name „Anne Hertz“ – ist dieser bewusst gewählt worden, weil unter diesem Namen Bücher veröffentlicht werden, die mit der Liebe zu tun haben (Herz)? Also ist der Name quasi „Programm“?

Exakt. Wiebke hatte für einen Sender eine Serienidee entwickelt, deren Protagonistin sie „Anna Herz“ genannt hatte. Aus der Serie wurde nichts, aber den Namen fanden wir beide so schön und so passend zum Genre, dass wir ihn als Pseudonym für uns wählten. Um es nicht allzu kitschig werden zu lassen, haben wir noch ein „t“ eingefügt und aus Anna wurde Anne.

Woher kam die Idee zu „Dackelblick“? Mögen Sie persönlich besonders gern Dackel? Oder wie kam es zu der Entscheidung einen Dackel als Helden dieses Buches zu wählen? Ging es wirklich speziell um diese Rasse oder ist die Entscheidung eher im passenden Titel begründet?

Ich bin ein wirklich großer Tier- und Hundefreund. Da habe ich mich schon öfter gefragt, was wohl so im Kopf von Tieren vorgehen mag. Denen müssen doch viele Sachen, die wir Menschen so tun und treiben, komplett verrückt vorkommen. Und unter allen Hunderassen mag ich den Rauhaardackel am liebsten. Das sind einfach tolle Hundepersönlichkeiten mit starkem Charakter.

Das Umschlagfoto ist ja allerliebst! Hatten Sie ein Mitspracherecht bei der Auswahl?

Ja, es gab mehrere Entwürfe, wobei uns dieser, der es dann ja auch geworden ist, alle spontan begeistert hat.

Die Inhaltsangabe lässt auf eine große Tierliebe schließen. Haben Sie selbst auch einen „treuen“ Hund?

Als ich selbst ein Kind war und noch auf dem Land lebte, hatten wir immer Hunde. Jetzt passt es leider nicht, da wir mitten in der Stadt wohnen. Wir trösten uns mit zwei Kaninchen.

Meine Lieblingsszene in dem Buch ist die, als Herkules den Obdachlosen im Park für einen picknickenden Romantiker hält. Haben Sie ebenso eine Lieblingsstelle?

Hm, ich glaube, meine Lieblingsszene ist die, in der Herkules den Kater Beck aus dem Vogelkäfig befreit. Es ist der Beginn einer wundervollen Freundschaft. 

Ist „Dackelblick“ ein Soloprojekt oder hat Ihre Schwester in irgendeiner Form daran mitgewirkt? War sie Testleserin?

Wenn die Definition für „Soloprojekt“ ist, dass der Autor es ohne jeden Input anderer Menschen umgesetzt hat, dann gibt es unter all den vielen Büchern wahrscheinlich kaum Soloprojekte. Denn natürlich bespricht man sich immer wieder mit anderen, wenn es um knifflige Handlungsstränge geht oder wenn man an irgendeiner Stelle mal „hängt“. Ich habe das große Glück, mit Wiebke jemanden an meiner Seite zu haben, der einen fantastischen Riecher für die richtige Dramaturgie und Inszenierung hat. Wenn ich sie also nicht ab und zu um Rat fragen würde, wäre ich ja bekloppt. Wenn die Definition für Soloprojekt allerdings die ist, dass man ein Buch ganz alleine schreibt, dann ist der Dackel ein solches. Als Testleserin habe ich Wiebke das Manuskript feierlich überreicht, als ich fertig war. Ich war natürlich sehr, sehr aufgeregt, wie sie es finden würde. Das Feedback war sehr positiv – und ich ganz stolz!

Spielt bei Einzelwerken auch die Neugier eine Rolle, wer von Ihnen beiden solo erfolgreicher ist?

Nein. Wenn man länger in der „Branche“ tätig ist, weiß man, dass ein Erfolg von sehr vielen Faktoren abhängt, die man als Autor kaum beeinflussen kann.

Ist es eigentlich sehr ungewohnt gewesen, plötzlich alleine zu schreiben und für alles alleine verantwortlich zu sein bzw. vermisst man die Schwester manchmal?

Es war natürlich ein bisschen ungewohnt. Wiebke hatte ja schon einige Bücher „allein“ geschrieben, für mich war das eine neue Erfahrung. Aber auch eine schöne! Und als Ratgeberin ist mir Wiebke ja nicht verloren gegangen.

Zusammen mit der Autorin Steffi von Wolff veranstalten Sie Comedylesungen. Wie kam dieses Projekt zustande und wie sieht so ein Abend aus?

Wir sind alle miteinander befreundet und auch Nachbarinnen. Da treffen uns sowieso gerne mal auf ein Gläschen. Das sind immer sehr lustige Abende und so dachten wir uns „hey, vielleicht sollten wir unsere Abende mal auf eine Bühne verlagern – möglicherweise gefällt das den Leuten“. Und so wurde „Wolff mit Hertz“ geboren, eine Comedy Lesung, bei der wir aus unseren Büchern lesen, gemeinsam dem Alkohol  frönen, gemeinsam lachen oder uns auch gegenseitig aufziehen und ärgern. Sehr unterhaltsam also – finde ich zumindest.

Sie gehen 2010 auf Lesereise. Wo kann man sie treffen? Trifft man sie auch auf den Buchmessen in Leipzig oder Frankfurt?

In Leipzig lese ich am 20. März um 20 Uhr in der Kaffeerösterei Ganos, Dittrichring 6. Ich bin das erste Mal auf der Leipziger Buchmesse, freue mich also schon sehr darauf. Die nächste Veranstaltung, die bestimmt sehr lustig wird, ist das Dackelrennen von Itzehoe:

 http://www.dackelrennen-itzehoe.de/ueber-das-dackelrennen

Dort lese ich im Anschluss an das Rennen um 16 Uhr im Kreismuseum. Was ich besonders schön finde: die Erlöse aus dem Rennen gehen an die Katzenhilfe – Herkules und Herr Beck wären begeistert! Ein weiteres Mal lese ich am 4. Mai in Goslar, in der Buchhandlung Böhnert. Und dann gibt es natürlich noch einige Lesungen als „Anne Hertz“ und „Wolff mit Hertz“. Sobald diese feststehen, kommen sie auf unsere Anne-Hertz-Homepage (www.anne-hertz.de).

Liebe Frauke ich danke ganz herzlich für die Beantwortung der Fragen und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg für die Zukunft.
Das signierte Buch geht an Ellen S.
Herzlichen Glückwunsch © Ricarda Ohligschläger

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